English Springer Spaniel

Rasseportrait

Okka vom Belauer See im Alter von einem Jahr, Foto: Anette Wiechmann
Okka vom Belauer See im Alter von einem Jahr, Foto: Anette Wiechmann

Autor und Fotos: Ulf F. Baumann

 

Dieses Rasseportrait ist aus meiner Erfahrung mit den English Springer Spaniel entstanden, in das meine Erlebnisse mit dieser Rasse eingeflossen sind. Es erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und andere Besitzer dieser Rasse können andere Erfahrungen gesammelt haben.

 

Der English Springer Spaniel gilt als älteste und ursprünglichste der Spanielrassen.

 

Wenn man der Rasse English Springer Spaniel das erste Mal begegnet, fällt das freundliche und hübsche Gesicht mit sanftem Ausdruck der Augen auf. Diesen Blick bzw. Ausdruck fordert auch der Standard. Dieser erste Anschein trügt im Wesentlichen auch nicht. Personen werden - egal ob Freund oder Fremder - freundlich und gern auch überschwänglich begrüßt.

 

English Springer Spaniels sind zuhause ruhige und anschmiegsame Hunde. In der Jugendzeit sind sie etwas temperamentvoller und machen zum Teil dem Namen "Springer" alle Ehre. Sie kuscheln gerne mit ihren Menschen oder auch Artgenossen. Ausnahmen bestätigen hier die Regel. English Springer Spaniel können bei entsprechender Gewöhnung auch einige Stunden alleine zuhause verbringen. Sie bevorzugen es aber bei ihren Menschen zu sein. Meine Hunde sind im Charakter alle unterschiedlich, aber sie halten sich sehr gerne in unserer Nähe auf und folgen Herrchen oder Frauchen gerne im Haus, um zu beobachten, was man macht. Dies trifft insbesondere auf die jüngeren Hunde zu. Mit zunehmenden Alter suchen die Hunde auch einmal die Ruhe und setzen sich vom übrigen Rudel ab - vor allem wenn die jungen Hunde "nerven".

 

Da die Hunde gerne bei mir sind, nehme ich gelegentlich auch ein oder zwei Hunde mit an meinen Arbeitsplatz. Dort verhalten sich die Springer freundlich und absolut ruhig. Durch ihr freundliches Aussehen haben auch Nicht-Hundeliebhaber keine Angst vor den Hunden und so haben meine Spaniels schon so manche dienstliche Sitzung problemlos absolviert. Die Hunde sind gerne und möglichst immer dabei. Ihnen ist es ziemlich egal, wo es hingeht, Hauptsache sie müssen nicht zuhause bleiben. Dann können die Ohren noch länger runterhängen und der Blick spricht Bände!

 

Auch wenn English Springer Spaniels im Haus angenehme und ruhige Zeitgenossen sind, benötigen sie eine entsprechende Beschäftigung und ausreichend Bewegung. Sie sind keine Rasse für Personen, die sich nicht gerne draußen bewegen. Mindestens einen langen Spaziergang am Tag mit der Möglichkeit frei zu laufen, ist für einen English Springer Spaniel (wie auch für alle anderen Spanielrassen) ein Muss, sofern ein Grundstück zur Verfügung steht, wo der Hund sich tagsüber bewegen kann. Ansonsten sind mehrere Spaziergänge notwendig. Aufgrund seiner angenehmen Größe ist der English Springer Spaniel auch geeignet in einer Stadtwohnung zu leben. Ich habe selbst mit meinem ersten English Springer Spaniel drei Jahre im 3. Obergeschoß eines Mehrfamilienhauses gewohnt. Allerdings bin ich - neben den Gassigängen in der näheren Umgebung - wenigstens zweimal täglich zu längeren Spaziergängen aufs Land oder in den Wald gefahren.

 

English Springer Spaniel sind intelligente Hunde, die sehr gerne arbeiten. Vor Ursprung ist diese Rasse eine Jagdhunderasse und kann hier hervorragende Leistungen zeigen. Besonders gut finde ich, dass English Springer Spaniels tendenziell eher kurz jagende Hunde sind, was bei den heutigen Revierverhältnissen und der Zersiedelung ein großer Vorteil sein kann. Bei entsprechender Einarbeitung sind sie hervorragende Buschierhunde, wozu sie auch ursprünglich in England eingesetzt wurden.

 

Wer seinen English Springer Spaniel nicht jagdlich führen kann oder will, muss keine Befürchtungen haben. Nach meiner Erfahrung sind die wenigsten Exemplare dieser Rasse "Horizontflitzer". Die Hunde suchen die Nähe ihres Führers und halten häufig Augenkontakt. Wenn man den Hund rechtzeitig daran gewöhnt, bleibt er in einem engen Umkreis. Sollten meine Hunde an Wild kommen, was nicht immer auszuschließen ist, wenn man auf dem Land lebt, kann ich meine Hunde sicher vom Wild abpfeifen.

 

In meinen langen Jahren als Hundehalter habe ich Deutsche Jagdterrier, Rauhhaarteckel, Brandl Bracke und Beagle ausgebildet und geführt. Im Vergleich zu diesen Rassen handelt es sich bei den English Springer Spaniels um ausgesprochen leichtführige Hunde, die versuchen, ihrem Herrn zu gefallen. Sie haben den sogenannten "will to please", d.h. sie wollen von sich aus mit ihrem Führer zusammenarbeiten. Diese ist Rasse ist auch gut für Anfänger geeignet, sofern diese sich mit der Ausbildung von Hunden auseinandersetzen und sich Anleitung suchen.

 

Viele English Springer Spaniels sind sehr wasserfreudige Hunde. Schwimmen und Apportieren aus dem Wasser sind sehr willkommene Beschäftigungen.

 

Mit meinen English Springer Spaniels mache ich aktiv Dummy-Arbeit, was auch eine Grundlage für die jagdliche Arbeit bieten kann. Außerdem bilde ich sie im Rally Obedience aus und nehme mit ihnen auch an Turnieren teil. Es ist eine Freude mit den Hunden zu arbeiten. Sie sind sehr eifrig und lernen in der Regel auch recht leicht. Selbstverständlich muss man auch bei dieser Rasse konsequent sein und üben.

 

Wer Befürchtungen hat, das ein English Springer Spaniel als Jagdhunderasse problematisch ist, den kann ich beruhigen. English Springer Spaniel können sehr gut unterscheiden, ob es um einen jagdlichen Einsatz geht oder um einen normalen Spaziergang. Dies hat auch mit der Prägung zu tun, ob man den Hund jagdlich ausbilden will oder anderweitig beschäftigen möchte.

 

Beim English Springer Spaniel schätze ich die Freundlichkeit und die gute Laune, die sie verbreiten. Man kann wirklich sagen, dass English Springer Spaniel fröhliche Hunde sind.

 

Als ich meinen ersten English Springer gekauft habe, habe ich mich bewusst auf einen langhaarigen Hund, der voraussichtlich mehr Fellpflege als ein kurzhaariger Hund benötigt, eingelassen. Wie anspruchsvoll ist ein English Springer Spaniel in der Pflege?

 

Wenn man keine Lust hat, einen Hund regelmäßig zu pflegen, sollte man sich keinen English Springer Spaniel oder anderen langhaarigen Hund anschaffen. Nachdem ich aber zuvor nur kurzhaarige oder rauhhaarige Hunde hatte, muss ich sagen, dass ich nach den gemachten Erfahrungen immer wieder einen langhaarigen Hund bevorzugen würde.

 

Die Pflege des Haares ist nicht so aufwändig, wie man vermuten könnte. Persönlich achte ich darauf, dass meine Hunde immer dem Standard gemäß gepflegt sind. Dazu gehört für mich, dass die Hunde möglichst täglich gekämmt oder gebürstet werden. Zumindest sollte dies alle zwei Tage erfolgen. Dies dauert pro Hund kaum länger als 2-3 Minuten. Wenn es einmal ausfällt, ist es auch nicht schlimm. Durch das regelmäßige Kämmen verhindert man, dass die Haare verfilzen und kämmt natürlich Haare aus, die sonst in der Wohnung oder im Haus landen würden. English Springer Spaniel haaren permanent. Sie haaren allerdings nicht mehr als andere Rassen. Mein Beagle haarte wesentlich mehr. Das Angenehme am langen Haar ist, dass es sich leicht mit einem guten Staubsauger wieder entfernen lässt. Das Langhaar liegt z.B. auf dem Teppich, während kurzes Haar sich in den Teppich oder Bekleidung bohrt und man es nur schwer wieder weg bekommt.

 

Ein English Springer Spaniel sollte neben der täglichen Pflege, wozu auch die Ohrenkontrolle bzw. Ohrenpflege gehört, regelmäßig getrimmt werden. Viele Züchter empfehlen viermal jährlich zu trimmen. Das ist aus meiner Sicht zu wenig, da zum Beispiel die Behänge wegen der Belüftung der Ohren nicht zu schwer werden dürfen. Ein Abstand von 8 Wochen sollte eingehalten werden, d. h. sechsmal im Jahr. Da ich meine Hunde gerne dauerhaft in einem gepflegten Zustand halte, trimme ich etwa alle 4-6 Wochen. So benötige ich weniger Zeit für das Trimmen und meine Hunde sind auch schnell wieder in Ausstellungskondition gebracht. Außerdem schleppen sie weniger Dreck ins Haus. Mit etwas Geschick und dem richtigen Werkzeug kann jeder lernen, seinen Hund selbst zu trimmen. Vor der Pflege des Hundes braucht man keine Angst zu haben. Sobald der Welpe in sein neues Zuhause eingezogen ist und sich an dieses etwas gewöhnt hat, sollte man sanft an die Prozedur des Trimmens gewöhnen. Es spart später viel Ärger und Leid auf beiden Seiten. Der Springer muss sich daran gewöhnen, dass es auf dem Trimmtisch schön ist und man auch ruhig sein muss. Wenn man einen Hund nicht rechtzeitig daran gewöhnt, wird das Trimmen ein Kampf sein. Manchmal ein Leben lang. Ein wenig Zeit am Anfang zu investieren, stellt sicher, dass man einen angenehmen Zeitgenossen auf dem Trimmtisch hat. Aus Erfahrung wird man klug!

 

English Springer Spaniels sind keine Kläffer und vom Standard her sollen sie verträgliche Hunde sein und sich mit beiden Geschlechtern vertragen. Mit aggressiven Hunden darf nicht gezüchtet werden. Die meisten English Springer Spaniel, die mir bekannt sind, sind sehr verträglich und freundlich zu Menschen und Artgenossen. Sehr, sehr wenige Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

 

Bei der Suche nach einer passenden Hunderasse für mich habe ich viele Berichte von Züchtern über die Eigenschaften der English Springer gelesen. Ich dachte damals, dass es sich bei diesen Hunden um tolle Hunde handeln muss, selbst wenn nur 50 % dessen stimmt, was die Züchter und Besitzer der Springer über ihre Hunde geschrieben haben. Ich bin von der Rasse nicht enttäuscht worden. Es haben weitaus mehr als 50 % der Aussagen der Wahrheit entsprochen. English Springer Spaniel sind tolle Hunde und ich wundere mich immer wieder, warum sie noch so selten sind...

 

Sollten Sie sich für den bei der F.C.I. hinterlegten Standard der English Springer Spaniel interessieren, können Sie ihn hier nachlesen.  

"Wild Boar Hunter's Clark" und "Deb's Cortina", Foto: Ulf F. Baumann
"Wild Boar Hunter's Clark" und "Deb's Cortina", Foto: Ulf F. Baumann